Wohnen westlich des Biebricher Schlossparks

kalte Nahwärmenetze in Wiesbaden

Auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei in Wiesbaden entstand das neue Quartier „Wohnen westlich des Schlossparks“, in unmittelbarer Nähe zu einem der bedeutendsten Barock-Schlösser entlang des Rheins.

Die ESWE Versorgungs AG, der ansässige Energieversorger, lassen hier unter anderem fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 67 Wohneinheiten und 10 Reihenhäuser errichten. Mit im Boot sind die Stadtentwicklungsgesellschaft und die Entsorgungsbetriebe der Stadt.

Wärmegewinnung aus Abwasserkanal

Der Hauptwasserkanal verläuft unterirdisch entlang der Siedlung und führt zum nahegelegenen Klärwerk Biebrich. Aus diesem gewinnt die ESWE als Betreiber des neuen Quartiers die Wärme, mit der sie die Wärmepumpen in den angeschlossenen Wohngebäuden mit Primärenergie versorgt. Zu diesem Zweck wurde jetzt auf der Kanalsohle ein Wärmetauscher aus Edelstahl installiert, 112 Meter lang und 4.592 Kilo schwer.

„Der Wärmetauscher entnimmt dem zwischen 12 und 14 Grad warmen Abwasser Wärmeenergie und überträgt sie in das kalte Nahwärmenetz des Quartiers“, erklärt Sebastian Krämer. Er ist Projektleiter für die Versorgung des neuen Stadtquartiers bei der Wiesbadener ESWE.

Der Vorteil der Abwassernutzung

Die Abwassermenge im Kanal bleibt ganzjährig nahezu konstant und auf einem hohen Temperaturniveau, verglichen mit sonstigen Energiequellen. Das wirkt sich positiv auf die Energieeffizienz der Wärmepumpen aus.

Die Energie aus dem Abwasserkanal reicht aus, um das komplette Quartier mit Wärme zu versorgen.

BESONDERE HERAUSFORDERUNGEN

Das kalte Netz eignet sich optimal für die Kombination mit Wärmepumpen. Denn die geringe Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle und der Vorlauftemperatur moderner Flächenheizsysteme steigert die Effizienz von Wärmepumpen zusätzlich.


Wärmepumpe SWP für Mehrfamilienhäuser

Die fünf Mehrfamilienhäuser sind mit einer Wärmepumpe vom Typ SWP 561H ausgestattet. Diese Profi-Wärmepumpen sind speziell für die Versorgung von Großobjekten konzipiert und bringen eine Leistung von 50 Kilowatt. Zwei große Pufferspeicher in jedem Mehrfamilienhaus sorgen dafür, dass den Wohnungen jederzeit ausreichend Heizungswasser zur Verfügung steht. Die Bereitung des Brauchwarmwassers übernimmt eine große Frischwasserstation. Sie bezieht die für das Brauchwasser benötigte Wärmeenergie aus dem Heizungswasser der Pufferspeicher.

Wärmepumpe WZSV für Reihenhäuser

In den Reihenhäusern des Quartiers arbeitet in jedem Haus eine kleinere Wärmepumpe vom Typ WZSV mit 9 Kilowatt Leistung. Hier ist in jeder Wärmepumpe ein 180-Liter-Speicher für das Brauchwarmwasser integriert. Ein Vorteil ist, dass sie mit Frequenzregelung arbeiten. Damit richten sie ihre Wärmeerzeugung am jeweiligen Bedarf aus. Das macht sie besonders effizient

Wohnen der Zukunft

Inzwischen denken die Wiesbadener Stadtplaner und Versorger bereits darüber nach, wie sich diese Art der umweltfreundlichen Energieversorgung auch für andere Neubaugebiete realisieren lässt. Statt Abwärme aus einem Abwasserkanal, so die Überlegungen, könnte Erdwärme als Energiequelle dienen.