6 Fakten, die Energieberater (und Energieberaterinnen) über Wärmepumpen wissen sollten
Als Energieberater oder Energieberaterin bist du die erste Anlaufstelle, wenn es darum geht, Energiefresser in Gebäuden aufzuspüren sowie alle nur denkbaren Energieeinsparpotenziale und Fördertöpfe auszuschöpfen und bei der Wahl des richtigen Heizsystems zu beraten. Welche Rolle spielt dabei in Zukunft die Wärmepumpe? In diesem Beitrag erfährst du mehr.
1. Die Wärmepumpe rechnet sich (fast) immer
Zum Thema Wärmepumpe wird derzeit viel geschrieben, diskutiert und leider auch desinformiert. Glücklicherweise konzentriert sich der größte Teil der Fachwelt auf Fakten – und die sprechen für die Wärmepumpe als bedeutendstes Heizsystem für die Energiewende. Mächtigstes Gegenargument sind die hohen Investitionskosten, während die niedrigeren Betriebskosten dabei oft unterschlagen werden. Dir als Expert:in für Energieeinsparungen und Fördermöglichkeiten kommt die wichtige Aufgabe zu, hier sachlich aufzuklären und die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen.
Der WWF Deutschland hat im August 2023 auf Basis der in der Regierung vereinbarten – und mittlerweile vom Bundestag verabschiedeten – Eckpunkte für die neue Förderung des Heizungstausches eine Beispielrechnung vorgelegt, die aufzeigt, dass die Wärmepumpe selbst bei der Grundförderung von 30 Prozent über 15 Jahre gerechnet die günstigere Variante ist – und das in einem Einfamilienhaus der Energieeffizienzklasse F. Die Mehrkosten einer Wärmepumpe amortisieren sich noch schneller, wenn sie in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage betrieben wird, denn selbstgenutzter Strom ist deutlich günstiger als Tarifstrom. Im Fall der höchsten Förderung von 70 Prozent und im Kombibetrieb mit einer PV-Anlage amortisieren sich die Mehrkosten im Vergleich zu einer Gasheizung innerhalb eines Jahres und im Mittel wurde eine jährliche Ersparnis von 1.121 Euro errechnet.
2. Wärmepumpen eignen sich für Neubau, Bestand und Altbau
Du kennst das Argument sicher: „Ich sanier doch wegen einer Wärmepumpe nicht gleich das ganze Gebäude!“ Das Vorurteil, eine Wärmepumpe könnte nur in einem Neubau oder einem energetisch sanierten Altbau mit Flächenheizungen effizient arbeiten, hält sich hartnäckig. Das Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE ist dem Gerücht in einem Feldtest auf den Grund gegangen. Und siehe da: Auf die Frage „Lohnt es sich für mich, auf eine Wärmepumpe umzusteigen?“ kannst du viel öfter mit Ja antworten, als du denkst.
Laut der Studie betrugen die erforderlichen Vorlauftemperaturen in Bestandsgebäuden im Mittel nur knapp 44 Grad Celsius. Auch der Heizstab, der bei extrem kaltem Wetter die Heizleistung (gemessen in kWh) sicherstellt, verursachte keinen nennenswerten Stromverbrauch. Und die technologische Weiterentwicklung steht ja nicht still. Speziell für nicht optimal gedämmte Altbauten gibt es Hochtemperatur-Wärmepumpen wie unsere Luft/Wasser-Wärmepumpe HYBROX. Sie kann bei ausgezeichnetem Wirkungsgrad mit Vorlauftemperaturen von 70 Grad Celsius betrieben werden und ist für Heizleistungen bis 8 kW bei niedrigen Außentemperaturen ausgelegt. Zusätzlich kann sie bei Bedarf in den aktiven Kühlbetrieb umschalten.
3. Schallschutz verlangt gute Planung
Als Energieberater:in erstellst du in vielen Fällen Schallschutznachweise und verfolgst daher sicher mit Interesse die Diskussion um die Schallemissionen von Luft-/Wasser-Wärmepumpen. Insbesondere in der Nacht kann der Ventilator störende Geräusche erzeugen. Der richtige Aufstellort ist daher essenziell. Auch die Körperschallübertragung über Rohre und Wände sowie Reflexion an schallharten Flächen sind zu vermeiden.
Detaillierte Ausführungen zur Akustik bei Wärmepumpen würden ein ganzes Buch füllen. Als vertiefende Recherchequelle empfehlen wir dir den Leitfaden Schall (Stand 2019) des Bundesverband Wärmepumpe e.V. Er enthält unter anderem detaillierte Planungstipps und eine Checkliste für eine schalloptimierte Aufstellung.
Der Schallleistungspegel nach DIN EN 12102–1 wird von allen Hersteller ausgewiesen und ermöglicht einen ersten Vergleich der Fabrikate. Er gibt den Geräuschpegel direkt an der Schallquelle an und beträgt z.B. für unsere Hochtemperatur-Wärmepumpe Hybrox 45 dB(A). Damit gilt sie als leise und entspricht dem neuesten Stand der Technik. Welcher Lärm, sprich, welcher Schalldruckpegel in „schutzbedürftigen Räumen“ nach DIN 4109-1:2018 ankommt und ob die Wärmepumpe im individuellen Fall die Vorschriften der TA Lärm einhält, hängt von vielen Faktoren an. Die wichtigsten sind die Aufstellsituation, der Schallleistungspegel, die Tonhaltigkeit, der Beurteilungspegel sowie die geltenden Immissionsrichtwerte. Erste Orientierung gibt hier der Schallrechner des Bundesverband Wärmepumpe e.V.
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4. R290 gehört die Zukunft: das natürliche Kältemittel Propan punktet in jeder Hinsicht
Der GWP-Wert vergleicht die Wirkung eines Treibhausgases auf die Erwärmung der bodennahen Luftschicht über einen bestimmten Zeitraum mit der gleichen Menge CO², dessen GWP-Wert mit 1 festgelegt wurde. Propan – auch unter seinem Kältemittelkurzzeichen R290 bekannt – ist mit einem GWP-Wert (Global Warming Potential) von 0,02 praktisch klimaneutral. Das bedeutet, innerhalb der ersten 100 Jahre nach der Freisetzung haben 1000 Gramm Propan die gleiche Wirkung auf das Klima wie 20 Gramm CO². R290 wird daher vom Staat mit einem zusätzlichen Förderbonus von 5 % (Stand Januar 2024) belohnt. Im Vergleich dazu hat R32 ein GWP von 657 und R410A gar ein GWP von 2088. Mit Propan-Wärmepumpen sind deine Kunden also auch bei weiteren gesetzlichen Verschärfungen zu Treibhausgas-Emissionen in jedem Fall auf der sicheren Seite.
Auch die vielfach angeführten Sicherheitsbedenken wegen der leichten Entflammbarkeit lösen sich auf den zweiten Blick auf. alpha innotec hat 1998 die erste Propan-Wärmepumpe eingeführt und seither bewiesen, dass die Technologie absolut sicher beherrschbar ist. Im Kältekreislauf einer Wärmepumpe befindet sich wesentlich weniger Propan als ist einer Gasflasche und Kühlschränke mit Propan stehen in Tausenden von Küchen. Elementar sind eine sicherheitsorientierte Konstruktion der Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln und das Einhalten sicherheitsrelevanter Vorschriften für die Aufstellung.
Der letzte und vielleicht wichtigste Pluspunkt von Propan sind die ausgezeichneten thermodynamischen Eigenschaften. Sie tragen wesentlich zur Energieeffizienz von Wärmepumpen bei und eignen sich insbesondere für den Tausch der Heizung im Altbau, denn sie erreichen auch im Winter hohe Vorlauftemperaturen von 70 Grad Celsius und mehr.
5. Smart Grid Ready
Wie du sicher weißt, sind seit Januar 2024 gemäß der Richtlinie für die „Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen“ bis zu 70 Prozent der Kosten für den Austausch von fossilen Heizungen gegen elektrisch betriebene Wärmepumpen förderfähig. Was viele nicht auf dem Schirm haben: förderfähige Wärmepumpen müssen zukünftig mit intelligenten Stromnetzen (Smart Grid) kommunizieren können, ab dem 1. Januar 2025 gilt dies ohne Ausnahme. Gegenüber Heizungen mit fossilen Brennstoffen haben Wärmepumpen und auch Photovoltaikanlagen den Vorteil, dass sie in Verbindung mit einem Pufferspeicher vom Netzbetreiber flexibel zu- und abgeschaltet werden können. Noch verfügen nicht alle Netzbetreiber über eine entsprechende Infrastruktur, aber früher oder später wird das „Smart Grid“ Standard sein.
Mit einem weiter steigenden Anteil an regenerativen Energien am Strommix, wird diese Eigenschaft immer wichtiger werden, leisten doch die Wärmepumpen ihren Beitrag zu einem effektiven Lastmanagement. Auch deine Kunden profitieren, denn sie heizen dann, wenn es am billigsten ist. Über die Schnittstelle fordert die Smart-Grid-Wärmepumpe den jeweils günstigsten Strom im Versorgernetz an. Für eine einfache Orientierung hat der Bundesverband Wärmepumpe vor einigen Jahren schon das „SG Ready“-Label ins Leben gerufen.
6. Fortbildungsangebote und Tools
Seit unseren Anfängen bauen wir ausschließlich Wärmepumpen. Das Wissen, das wir uns in dieser angeeignet haben, geben wir in der ait Academy an mehreren Standorten in Deutschland Schulungen und Weiterbildungen an Wärmepumpenfans und solche, die es werden wollen, weiter. Auch der Bundesverband Wärmepumpe e.V. bietet eine ganze Reihe an Online-Schulungen, darunter ein E-Learning-Modul speziell für Energieberater, an. Hilfreich sind auch die diversen Planungstools auf der Webseite des Bundesverbands. Die wichtigsten haben wir für dich unten verlinkt.