Start Ratgeber Wissensquelle Wärmepumpe Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus

Die Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus

Ist der Einbau sinnvoll? Geht das nur im Neubau oder arbeiten Wärmepumpen auch im Altbau effizient? Muss ich vorher komplett sanieren? Gibt es für den Heizungstausch eine staatliche Förderung? In diesem Beitrag beantworten wir deine wichtigsten Fragen rund um die Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus und der Wohnungseigentümergemeinschaft.

Auf einen Blick: Die Vorteile einer Wärmepumpe für Vermieterinnen und Vermieter und/oder WEGs:

  • Laufende Betriebskosten und damit auch die Nebenkosten sinken
  • CO2 Emissionen durch den Stromverbrauch sinken mit steigendem Anteil regenerativer Energien am Strommix
  • Klimafreundliche Wärmepumpen erfüllen alle Vorgaben des GEG
  • Der Wert einer sanierten Immobilie steigt
  • Verminderte oder gar keine CO2-Kosten im Gegensatz zum Heizen mit Gas und Öl
  • Umlagemöglichkeit der Investitionskosten für die Wärmepumpe auf die Kaltmiete (wenn bauliche Maßnahme)
  • Klimafreundliche und energieeffiziente Wärme steht bei Mieterinnen und Mietern hoch im Kurs
  • Staatliche Förderung für die Wärmepumpe

Steigende Energiekosten und das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG), das seit 1. Januar 2024 in Deutschland gilt, machen Lösungen für klimafreundliches Heizen auch bei Eigentümern von Mehrfamilienhäusern und Wohnungseigentümergemeinschaften zum Dauerthema. Denn spätestens ab Mitte 2028 sollen alle neuen Heizungen mit 65 Prozent Erneuerbarer Energie betrieben werden. Laut „dena-Praxisleitfaden für Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern“ aus dem März 2024 ist jede dritte Heizanlage in Mehrfamilienhäusern bereits über 20 Jahre alt. Bei insgesamt 3,3 Millionen Mehrfamilienhäusern alleine in Deutschland rollt also eine gewaltige Sanierungswelle auf Eigentümer und Heizungsfachbetriebe zu.

Gibt es eine Patentlösung für die Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus?

Klingt nach einem klaren Fall für die Wärmepumpe, oder? Sie nutzt zu rund drei Viertel die kostenlose Umgebungsenergie aus Luft, Erde, Wasser oder Abwärme. Dabei arbeitet sie um ein Vielfaches effizienter als eine mit Öl oder Gas betrieben Heizung und mit steigendem Anteil Erneuerbarer Energien am Strommix werden auch die Betriebskosten für die Parteien im Mehrfamilienhaus mittelfristig sinken. Allerdings gibt es weder für den Neubau noch für den Bestand eine allgemeingültige Lösung. Logisch, denn kein Mehrfamilienhaus gleicht bei Bausubstanz, Dämmstandard, Bebauungsdichte, Wohnungsgrößen, benötigter Heizlast und Wärmebedarf dem anderen. Auch die verfügbaren Wärmequellen und das Platzangebot zum Beispiel für die Sonden einer Erdwärmepumpe, einen großen Pufferspeicher oder die Außenaufstellung ist immer unterschiedlich. Daher unser Tipp: Setze unbedingt auf die Erfahrung eines spezialisierten Fachbetriebs, Planungsbüros oder Energieberaters, wenn du sichergehen willst, dass die Wärmepumpe perfekt für die erforderliche Heizlast in deinem Mehrfamilienhaus ausgelegt wird.

Wichtig ist hier auch ein individueller Sanierungsfahrplan: Willst du erst die Wärmepumpe einbauen und anschließend dein Mehrfamilienhaus Etappe für Etappe sanieren, kommt zum Beispiel eine bivalente Anlage in Frage, bei der du die Wärmepumpe mit einem Gaskessel kombinierst, um den höheren Wärmebedarf abdecken zu können. Darüber hinaus werden unterdimensionierte Heizkörper identifiziert und Modelle für den Austausch empfohlen, um Heizlast und Vorlauftemperatur weiter zu senken.

Wie man die Effizienz einer Wärmepumpe im Neubau mit intelligenter Planung optimieren kann, erfährst du in diesem Video. Für eine 100-Quadrameter-Wohnung liegen die Bewohnerinnen und Bewohner bei 290 bis 310 Euro Heizkosten pro Jahr für Heizung und Warmwasser. Pro Jahr wohlgemerkt!

Wegweiser zur zukunftssicheren Heizlösung

Alles, was du wissen musst
um dich für eine zukunftssichere
Heizlösung zu entscheiden.
Hier herunterladen!

Welche technischen Lösungsmöglichkeiten habe ich im Mehrfamilienhaus?

Mehrfamilienhäuser sind vielfältig. Das erhöht zwar die Komplexität, aber es eröffnet auch mehr technische Möglichkeiten als Einfamilienhäuser. So können im Mehrfamilienhaus zum Beispiel mehrere Wärmequellen wie Erdwärme, Abwasser, Abwärme oder Außenluft, aber auch Wärmepumpen und Heizsysteme kombiniert werden. Im Rahmen der Arbeitsgruppe IEA HPT Annex 50 Heat Pumps in Multi-Family Buildings wurden bereits umgesetzte Lösungen aus mehreren Ländern in fünf „Familien“ eingeteilt.

Lösungsfamilie 1 beschreibt zentrale Wärmepumpensysteme für das Gesamtgebäude, Lösungsfamilie 2 die Kombination von zentralen und dezentralen Lösungen, Lösungsfamilie 3 den Einsatz von Wärmepumpen für bestimmte Wohneinheiten, Lösungsfamilie 4 die wohnungsweise Installation von Wärmepumpen und Lösungsfamilie 5 die Einzelraum-Wärmepumpe.

Laut dem oben genannten dena-Leitfaden werden „Über die Hälfte der Bestandsgebäude mit zentralen Heizkesseln und fossilen Energieträgern betrieben; 18,2 % werden über dezentrale, wohnungsweise Heizsysteme wie Gasetagenheizung oder Einzelöfen mit Wärme versorgt. Mehr als ein Drittel der zentral beheizten Gebäude verfügt über eine zusätzliche dezentrale Trinkwassererwärmung.“ Dementsprechend sind die Lösungsfamilie 1 mit monoenergetischen, monovalenten und bivalenten Heizsystemen und die Lösungsfamilie 2 in Deutschland derzeit vorherrschend. Letztere beschreibt zum Beispiel die Kombination aus zentraler Wärmebereitstellung und dezentraler Bereitung von Warmwasser mit Brauchwasserwärmepumpen in den einzelnen Wohnungen. Mit dieser Lösung wird auch der Bildung von Legionellen vorgebeugt. Hat dein Gebäude einen großen Speicher und großvolumige Leitungen für Warmwasser, kennst du das Thema sicher.

Wie können wir dir helfen?

WÄhle deinen Nächsten Schritt!

Wo bieten Mehrfamilienhäuser Platz für Wärmepumpen?

Bei ausreichend Platz auf dem Grundstück kannst du die Luft-/Wasser-Wärmepumpe im Außenbereich aufstellen. Hier solltest du natürlich auf ausreichenden Schallschutz und ein ansprechendes Design achten. Zum Thema „Lautstärke einer Wärmepumpe“ haben wir in einem separaten Beitrag alles Wissenswerte zusammengestellt. Ein klein wenig Eigenwerbung sei an dieser Stelle erlaubt: Unsere Luft/Wasser-Wärmepumpe Hybrox hat einen direkt an der Schallquelle gemessenen Geräuschpegel von 45 dB(A) und gilt damit ganz offiziell als leise. In Kaskade schafft sie bis 52 kW Heizleistung und da sie mit natürlichem Kältemittel Propan betrieben wird, gibt es bei der staatlichen Förderung 5 Prozent Effizienzbonus obendrauf.

Ist die Tragfähigkeit ausreichend, kann eine Luft/Wasser-Wärmepumpe oder eine Wärmepumpenkaskade auch auf dem Dach montiert werden. Dort oben zirkuliert die Luft meist ungestört und die Wärmepumpe nimmt keinen wertvollen Platz auf dem Grundstück ein. Allerdings ist die Aufstellung meist deutlich komplexer.

Auch der Keller ist in vielen Fällen ein geeigneter Aufstellort für eine Luft/Wasser-Wärmepumpe. Hier ist vorab zu klären, ob die Luftführung zur Pumpe oder im Fall eines Splitgerätes die Zuführung der Kältekreisleitung ohne große Umbauten und Durchbrüche machbar sind. Bei einer Sole/Wasser-Wärmepumpe, die die Wärmeenergie aus dem Erdboden bezieht, versteht sich die Aufstellung des Innengeräts im Keller beinahe von selbst, denn lange Leitungen bringen auch immer den Verlust von Wärme mit sich.

Passt sich eine Wärmepumpe ihre Leistung an den tatsächlichen Bedarf im Mehrfamilienhaus an?

Dass die Wärmepumpe auch in einem mehrgeschossigen Gebäude effizient zum Heizen, Kühlen und Warmwasserbereiten eingesetzt werden kann, zeigen mehr und mehr Studien und Referenzberichte. Insbesondere in Neubauten können die Heizung, ein großflächiges Wärmeverteilsystem wie Fußbodenheizung oder Wandheizung sowie die Wärmedämmung optimal aufeinander abgestimmt werden. Aber auch im Bestand kommt sie immer öfter zum Einsatz. Doch egal, ob Neubau oder Bestand, möglichst niedrige Vorlauftemperaturen und möglichst wenig Wärmeverluste sind immer ein entscheidender Faktor für die Energieeffizienz einer Heizung und insbesondere der Wärmepumpe, die konstruktionsbedingt mit niedrigeren Heizkreistemperaturen arbeiten kann als eine moderne Brennwerttherme.

Um möglichst effizient zu heizen, sollte deine Wärmepumpe in der Lage sein, die Heizleistung an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Schwankende Temperaturen der Energiequelle und der Außentemperaturen verändern den Wärmebedarf, eine kluge Anlage kann darauf reagieren. Im Mehrfamilienhaus gibt es dafür mehrere technische Möglichkeiten:

  • Die Wärmepumpe mit Invertertechnik: Diese drehzahlgeregelten Geräte sind permanent im Betrieb und können ihre Leistung stufenlos auf die gewünschte Temperatur für Heizung und Warmwasser regeln.
  • Die Wärmepumpe mit Kaskadenschaltung: Bei einer kaskadierten Anlage addiert sich die Heizleistung der einzelnen Wärmepumpen. Sie kann daher zum einen große Liegenschaften mit Wärme versorgen, zum anderen kann sie diese durch Zu- und Abschalten einzelner Geräte flexibel und bedarfsgerecht bereitstellen. Idealerweise denkst du über eine Inverter-Wärmepumpen-Kaskade nach, die eine noch exaktere und schnellere Modulation der Heizleistung ermöglicht.
  • Mehrstufige Wärmepumpen: Hier können mehrere Kreislaufprozesse nacheinander geschaltet werden. Das jeweils erreichte Temperaturniveau ist Ausgangspunkt für die nächste Stufe.

Die Wärmepumpe in der WEG

Da in einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) viele Menschen mitentscheiden, ist eine Einigung oftmals schwierig und die Diskussion langwierig.

Wird die Heizungsanlage einer WEG getauscht, ist das eine bauliche Veränderung nach § 20 Abs. 1 WEG. Die Mitglieder der WEG müssen hierüber einen Beschluss mit einfacher Mehrheit fassen und die Kosten werden von allen Miteigentümern nach dem Verhältnis der Miteigentumsanteile getragen.

Das individuelle Eigentum wie Wohnung, Kellerabteil oder PKW-Stellplatz zählt zum Sondereigentum. Darüber hinaus besitzt du als Mitglied einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) Miteigentumsanteile am Gemeinschaftseigentum. Dazu zählen auch die zentrale Heizungsanlage sowie die Steigleitungen und in der Regel auch Fußbodenheizungen, denn sie werden im Estrich verlegt. Wie Sonder- und Gemeinschaftseigentum aufgeteilt sind, ist in der notariell beurkundeten Teilungserklärung geregelt. Hier kann auch festgeschrieben werden, ob Heizkörper, Thermostate, die Zuleitungen zur Heizung oder eine Fußbodenheizung mit eigener Absperrvorrichtung zum Sondereigentum zählen. Das ist dann wichtig, wenn du moderne Niedertemperaturheizkörper oder eine Fußbodenheizung einbauen willst.

Welche staatliche Förderung gibt es für die Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus?

Alles Wissenswerte rund um die Förderung für Wärmepumpen haben wir auf einer separaten Seite für dich zusammengestellt. Speziell für vermietete Immobilien und Mehrfamilienhäuser gilt: Die klimafreundliche Heizungssanierung wird mit der Grundförderung in Höhe von 30 % der förderfähigen Ausgaben von maximal 30.000 € bezuschusst. Entscheidest du dich für eine Wärmepumpe mit einem natürlichen Kältemittel, kannst du dir noch einmal einen Effizienzbonus von 5 % sichern. Wie die maximal förderfähigen Kosten in Gebäuden mit mehreren Wohnungen gestaffelt sind, siehst du in der folgenden Tabelle. Wohnungseigentümergemeinschaften stellen bei der KfW einen gemeinsamen Antrag für diese Grundförderung (Antragstellung möglich seit 28.05.2024).

Bist du Mitglied einer WEG und nutzt deine Wohnung selbst, musst du für den Klimageschwindigkeitsbonus und den Einkommensbonus, sofern du antragsberechtigt bist, einen eigenen Antrag stellen.

PASSENDE RATGEBERARTIKEL ZUM THEMA WÄRMEPUMPE